Bund, Länder und Kammern arbeiten kontinuierlich daran, die Anerkennungsverfahren für ausländische Berufsabschlüsse zu vereinfachen und zu beschleunigen. Hier finden Sie Umsetzungsbeispiele, die als Vorbilder dienen können.
Zentrale Bündelung von Agrarberufen in der LWK Niedersachsen
Ausgangslage: Bisher war die Anerkennung ausländischer Berufsqualifikationen in den Bereichen Landwirtschaft, Forstwirtschaft, Gartenbau und Hauswirtschaft in Deutschland dezentral geregelt. Unterschiedliche Bundesländer hatten eigene Zuständigkeiten, was oft zu langen Bearbeitungszeiten und Unklarheiten für Antragstellende führte. Zudem variierten die Qualität und Geschwindigkeit der Verfahren je nach Bundesland. Diese Fragmentierung erschwerte es Fachkräften mit ausländischem Abschluss, sich in Deutschland zu orientieren und schnell in den Arbeitsmarkt einzutreten.
Lösungsansatz: Seit dem 1. Januar 2025 ist die Landwirtschaftskammer Niedersachsen (LWK Niedersachsen) bundesweit für die Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse in Landwirtschaft, Forstwirtschaft, Gartenbau und Hauswirtschaft zuständig.
Durch die zentrale Bündelung der Verfahren werden Bearbeitungszeiten verkürzt, da dort nun spezialisierte Mitarbeitende für eine effiziente Prüfung der Anträge sorgen. Die Digitalisierung des Verfahrens ermöglicht es zudem, Anträge online einzureichen und die Kommunikation mit den Behörden zu erleichtern. Antragstellende erfahren zügig, ob ihr Abschluss einem deutschen Referenzberuf entspricht und anerkannt werden kann. Damit wird der gesamte Anerkennungsprozess transparenter, effizienter und international zugänglicher gestaltet.
Auch für Arbeitgeber hat das Vorteile: Sie erhalten eine verlässliche Einschätzung der Qualifikationen potenzieller Bewerberinnen und Bewerber und können besser beurteilen, welche Tätigkeiten diesen zugewiesen werden können. Dies erleichtert die Integration ausländischer Fachkräfte in den Arbeitsmarkt und schafft neue Beschäftigungsmöglichkeiten. Insgesamt stellt die neue zentrale Zuständigkeit der LWK Niedersachsen einen wichtigen Schritt zur Fachkräftegewinnung dar und trägt zur Reduzierung bürokratischer Hürden bei.
Die Bündelung der Zuständigkeiten entspricht auch den Maßnahmen des BK/MPK-Beschlusses zur Optimierung der Anerkennungsverfahren vom 6. Dezember 2024. Die Zentralisierung bei der LWK Niedersachsen ist somit auch in diesem Sinne ein Best-Practice-Beispiel.
Neue Plattform der ZAB digitalisiert die Bewertung von Hochschulzeugnissen
Ausgangslage: Für viele akademische Berufe ist die Anerkennung eines ausländischen Hochschulabschlusses in Deutschland notwendig oder hilfreich. Dazu musste bislang ein schriftlicher Antrag gestellt und Unterlagen eingesendet werden.
Lösungsansatz: Die Zeugnisbewertung für ausländische Hochschulabschlüsse wurde innerhalb von 12 Monaten digitalisiert. Nach der der Antragstellung und dem Upload der erforderlichen Dokumente wird die Bewertung durchgeführt und ein PDF mit digitalem Siegel ausgestellt.
Seitdem 15. Februar 2024 bietet die neue Online-Plattform Zeugnisbewertung für ausländische Hochschulabschlüsse der Zentralstelle für ausländisches Bildungswesen (ZAB) diesen Service an. Der gesamte Prozess läuft nun digital und medienbruchfrei ab. Dieser Dienst wurde von der ZAB in Zusammenarbeit mit dem Bundesministerium des Innern und für Heimat (BMI) und dem Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) entwickelt.
Die Plattform bietet eine nutzerfreundliche, mehrsprachige Oberfläche. Nutzerinnen und Nutzer tragen alle nötigen Informationen in ein dynamisches Antragsformular ein, laden ihre Dokumente hoch und bezahlen die Gebühren direkt über PayPal, Kreditkarte oder Banküberweisung. Der digitalisierte Onlinedienst verspricht eine Beschleunigung und Vereinfachung der Prozesse, die vorher Monate dauerten.
Die bisherigen Erfahrungen aus diesem Projekt bieten wertvolle Erkenntnisse für zukünftige Digitalisierungsinitiativen. Besonders die ganzheitliche Betrachtung und Einbeziehung aller Beteiligten hat sich als erfolgreich erwiesen. Die neue Plattform konnte auch die Jury des eGovernment-Wettbewerbs überzeugen und belegte im September 2024 in der Kategorie „Besondere gesellschaftliche Relevanz“ den 1. Platz.
Ein Hinweis: Bitte prüfen Sie, ob die Zeugnisbewertung in Ihrem Fall tatsächlich notwendig ist. Ein Nachweis über die Vergleichbarkeit eines ausländischen Hochschulabschlusses mit einem deutschen Abschluss kann auch über die anabin-Datenbank erbracht werden.
Eine Anleitung zur Nutzung der anabin-Datenbank finden Sie hier.
Ausgangslage: Die Übersetzung ausländischer Lehrpläne für die von Berufsabschlüssen in Deutschland ist essentiell. Der traditionelle Weg, dies durch vereidigte ÜbersetzerInnen zu tun, ist zeitaufwendig und kostenintensiv. Das BQ-Portal tastet sich an innovative Alternativen heran und führt Testläufe mit einem KI-Übersetzungstool durch.
Lösungsansatz: Die Testläufe wurden mit dem in Köln ansässigen KI-Übersetzungstool DeepL durchgeführt. Erste Ergebnisse zeigen, dass gängige Sprachen wie Englisch und Spanisch bereits mit geringer Fehlerquote maschinell übersetzt werden können. Dies gelingt insbesondere bei Fließtexten.
Bei stichpunktartigen Auflistungen, vor allem in Tabellen, sinkt die Genauigkeit. Ebenso bei komplexen, fachspezifischen Beschreibungen. Unterschiedliche Begrifflichkeiten im Ausgangsenglisch aus verschiedenen beeinflussen die Übersetzungsqualität. Bei weniger gängigen Sprachen wie Türkisch und Russisch empfiehlt sich Qualitätssicherung (Post-Editing) durch Übersetzende. Für manche Sprachen, wie Arabisch, liefern etablierte KI-Übersetzungstools noch keine zufriedenstellenden Ergebnisse. Auch der Einfluss des Dateiformats auf die Übersetzungsqualität ist zu beachten, da unterschiedliche Formate unterschiedliche Übersetzungsvorschläge liefern. So gibt die KI basierte Übersetzung durch DeepL unterschiedliche Übersetzungsvorschläge, wenn der Ausgangstext aus einem PDF oder in einem Word-Dokument stammt. Beeindruckend ist die rasche Entwicklung der KI-basierten Übersetzungstechnologie. Der vom BQ-Portal gewählte Ansatz zielt darauf ab, die Akzeptanz für KI-Übersetzungen zu fördern und so Zeit- und Kostenersparnisse im Anerkennungsverfahren zu realisieren.
Ausgangslage: In Deutschland mangelt es an medizinischem Personal. Um dem steigenden Bedarf an Ärztinnen und Ärzten entgegenzuwirken, setzt das Land Bayern nun auf innovative Lösungen. Am 1. Januar 2024 wurde ein Pilotprojekt gestartet, das auf den Einsatz Künstlicher Intelligenz (KI) setzt.
Lösungsansatz: Eine Möglichkeit zum Einsatz von Künstlicher Intelligenz soll die Prüfung von eingereichten Unterlagen sein. Sie könnte beispielsweise die Plausibilität von hochgeladenen Diplomen verifizieren.
Dieser Ansatz soll dazu beitragen, die Verfahren zu beschleunigen. Das Pilotprojekt ist bis Ende 2025 geplant und wird vom bayerischen Gesundheitsministerium mit einem Budget von rund 320.000 Euro unterstützt. Es wird in Zusammenarbeit mit dem Kompetenzzentrum Digitale Verwaltung der Hochschule für angewandte Wissenschaften in Hof und der Regierung von Oberbayern durchgeführt.
Auch:
Anerkennung der Berufsqualifikation,
Gleichwertigkeitsfeststellung,
Gleichwertigkeit
Anerkennung bedeutet hier: Eine ausländische Berufsqualifikation ist mit einer deutschen Berufsqualifikation rechtlich gleichwertig. Das heißt: Die ausländische Berufsqualifikation ist in Deutschland anerkannt. Die Gleichwertigkeit gilt für einen bestimmten deutschen Referenzberuf.
Eine ausländische Berufsqualifikation ist mit dem deutschen Referenzberuf nur teilweise gleichwertig. Der Grund dafür ist: Es gibt wesentliche Unterschiede zwischen der ausländischen Berufsqualifikation und der deutschen Berufsqualifikation.
Dann gibt es 2 Möglichkeiten, um doch noch die volle Anerkennung zu erhalten:
Eine ausländische Berufsqualifikation ist mit dem deutschen Referenzberuf nicht gleichwertig. Der Grund dafür ist: Die Unterschiede zwischen der ausländischen Berufsqualifikation und dem deutschen Referenzberuf sind zu groß.
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