Anerkennung aus Wertschätzung
Daniel Wörndl, Dirk Werner und Gesina Leininger vom Institut der deutschen Wirtschaft (IW) erläutern im Interview wichtige Ergebnisse der IW-Studie „Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse aus Unternehmenssicht“.
Daniel Wörndl, Dirk Werner und Gesina Leininger vom Institut der deutschen Wirtschaft (IW) erläutern im Interview wichtige Ergebnisse der IW-Studie „Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse aus Unternehmenssicht“.
Mehr als 800 Unternehmen hat das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) repräsentativ zu ihren Erfahrungen mit der Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse befragt. Über wichtige Erkenntnisse – auch zur Anerkennungspartnerschaft – sprechen im Interview Studienautorin Gesina Leininger, der Leiter des Themenclusters „Berufliche Qualifizierung und Fachkräfte“, Dirk Werner, sowie der Projektleiter des BQ-Portals, Daniel Wörndl.
Was war der Anlass der Studie und welche Ergebnisse sind besonders bemerkenswert?
Daniel Wörndl: Wir sind mit dem BQ-Portal schon seit über 13 Jahren im Themenfeld der Berufsanerkennung aktiv. Daher haben wir uns sehr gefreut, für das Wirtschaftsministerium analysieren zu dürfen, was Unternehmen von der Anerkennung halten. Besonders positiv bewerten wir das Ergebnis, dass Unternehmen sich vor allem aus Wertschätzung gegenüber ihren Mitarbeitenden in der Berufsanerkennung engagieren (72 Prozent). Fast genauso häufig gaben sie an, die Anerkennung mit Sicht auf langfristige Mitarbeiterbindung zu unterstützen.
Gesina Leininger: Die Zeit war gekommen, mal die Erfahrungen der Unternehmen zu erfragen. Wenn die berufliche Anerkennung ein Erfolg bleiben soll, müssen wir uns auch bei den Betrieben informieren, was gut und was vielleicht auch weniger gut läuft. Es ist schön zu sehen, dass viele Unternehmen, die bislang noch keine Erfahrungen mit der Anerkennung haben (32 Prozent), Interesse an dem Thema zeigen. Jetzt gilt es, diese Unternehmen für eine Beteiligung zu begeistern und mit den richtigen Informationen zu bedienen.
Dirk Werner: Mit der Studie können wir auch auf europäischer Ebene Akzente setzen. Es ist spannend, hier in den internationalen Austausch zu gehen. Denn die Fragen nach besserer Mobilität von Beschäftigten und Skills in Europa sowie höherer Transparenz bei den Anerkennungsverfahren, treiben auch die EU-Kommission um. Wir konnten unsere Ergebnisse im European Economic and Social Committee sowie im EU-Parlament vorstellen und dort direkt mit den Verantwortlichen aus der Kommission diskutieren.
Welche Vorteile sehen Arbeitgeber in der Anerkennung?
Gesina Leininger: Die Unternehmen schätzen eine verlässliche Aussage darüber, welche Inhalte in der ausländischen Ausbildung vermittelt wurden (74 Prozent). Diese Kernfunktion des Anerkennungsgesetzes wird als sehr gut bewertet. Weniger gut schneidet leider bisher die Umsetzung des Anerkennungsprozesses insbesondere bei einer Zuwanderung aus dem Ausland ab – hier können wir noch schneller und digitaler werden.
Dirk Werner: Die Ergebnisse zeigen, dass die Anerkennung für Unternehmen einen Mehrwert bietet. Die Informationen im Anerkennungsbescheid verbessern die Transparenz über die vorhandenen Kompetenzen. Wenn im Vergleich zu den deutschen Berufsprofilen noch Kenntnisse fehlen, können Unternehmen und Beschäftigte hier dann gezielt mit Weiterbildungen ansetzen. Generell können sich Unternehmen am Bescheid orientieren, wenn sich beispielsweise ein Dachdecker aus Kanada oder ein Kfz-Mechatroniker aus Indien bewirbt.
Wie bewerten die befragten Unternehmen die Anerkennungspartnerschaft?
Dirk Werner: Die Anerkennungspartnerschaft wird sehr positiv bewertet. Insbesondere Unternehmen mit Erfahrung, die sich mit den Herausforderungen und Potenzialen der Anerkennungsverfahren schon auskennen, sehen dies noch einmal positiver. Sie schätzen daran, dass die neuen Mitarbeitenden einreisen und direkt im Unternehmen mit anpacken können und sich der Weg zur Qualifizierung und Anerkennung dann gemeinsam gehen lässt.
Was wünschen sich Arbeitgeber für die Zukunft der Anerkennung?
Daniel Wörndl: Platz eins gilt hier dem Informationsfluss und der Beratung. Die Unternehmen, die noch keine Erfahrung mit dem Anerkennungsprozess haben, fühlen sich nicht genügend informiert und beraten. Was uns sehr gefreut hat, ist zu lesen, dass jene Unternehmen mit Erfahrung sich ganz gezielt bei den Informationsportalen, wie beispielsweise unserem BQ-Portal, informieren. Zudem ist der Wunsch nach schnelleren und digitalen Verfahren groß. Mit unserer Plattform setzen wir daher auf digitale Vernetzung und KI-basierte Übersetzungen von ausländischen Lehrplänen, um die Verfahren weiter zu beschleunigen. Hier passiert in der Anerkennungslandschaft ja insgesamt viel, zum Beispiel mit der digitalen Antragstellung über den Anerkennungs-Finder oder mit dem Chatbot von „Anerkennung in Deutschland“.
Das Interview fand im Juli 2025 statt. Gesina Leininger, Dirk Werner und Daniel Wörndl sind Wissenschaftler beim Institut der deutschen Wirtschaft (IW). Die Studie „Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse aus Unternehmenssicht“ wurde von Gesina Leininger, Sarah Pierenkemper, Dirk Werner, Luena Zifle, Franziska Arndt und Gero Kunath im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie verfasst und ist im März 2025 als IW-Report Nr. 9 erschienen. Infos und Kontakt
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