Mit „Specialized!“ werden Ärztinnen und Ärzte aus dem Ausland rekrutiert. Warum gerade aus Mexiko und Kolumbien?
Friederike Meyer-Belitz: Mexiko wurde 2017 als Land für „Specialized!“ ausgewählt, da die mexikanische Seite an einer Zusammenarbeit mit Deutschland im Rahmen der Facharztausbildung interessiert war. Hintergrund ist, dass es in Mexiko nicht genug Plätze für die Facharztausbildung gibt: Jedes Jahr bewerben sich 40.000 Absolventinnen und Absolventen auf knapp 18.000 Ausbildungsplätze. Ähnlich ist die Situation in Kolumbien. Deshalb zielt das Programm „Specialized!“ darauf ab, Stellen in Deutschland für die Weiterbildung zum Facharzt zu gewinnen. Auf diese Weise können die Medizinerinnen und Mediziner ihre Ausbildung hier fortsetzen.
Ärzte mit ausländischer Berufsqualifikation benötigen die Anerkennung. Wie sieht der Weg zur Approbation aus? Welche Vorteile bietet hierbei das Programm?
Friederike Meyer-Belitz: „Specialized!“ besteht aus vier aufeinander abgestimmten Phasen: Bewerberauswahl, Vorbereitung auf die Einreise, medizinische Sprachqualifizierung und schließlich Vorbereitung der Approbation. Wir begleiten die Medizinerinnen und Mediziner sowie die Arbeitgeber in allen Programmphasen und unterstützen zum Beispiel bei der Visabeantragung, beim Antrag auf Anerkennung sowie bei der Organisation der Fachsprachkurse und Vorbereitungskurse auf die Kenntnisprüfung. So stellen wir sicher, dass sich die Teilnehmenden voll und ganz darauf konzentrieren können, sich sprachlich und fachlich weiterzuentwickeln und sich in Deutschland einzuleben. Durch die Teilnahme an „Specialized!“ kann direkt in die Bindung der zukünftigen Ärztinnen und Ärzte investiert werden. Alle unsere Dienstleistungen werden öffentlich finanziert.
Welche Vorteile bietet das Programm für die teilnehmenden Kliniken?
Friederike Meyer-Belitz: Die Arbeitgeber sind froh, dass die Teilnehmenden sofort in der Klinik eingesetzt werden können, wenn sie in Deutschland ankommen. Entweder sie machen eine Hospitation oder sie sind mit einer sozialversicherungspflichtigen Hilfstätigkeit eingestellt. In der Regel können sie dann nach etwa 6 bis 8 Monaten als Assistenzarzt mit entsprechender Berufserlaubnis beschäftigt werden. Wenn sie nach insgesamt 12 bis 14 Monaten die Approbation erhalten, haben die Kliniken Ärztinnen und Ärzte, die sofort im Team mitarbeiten können. Die frühe Bindung an die Krankenhäuser sowie die klare Perspektive für die Facharztqualifizierung führt bei den Teilnehmenden zu einer hohen Bleibequote.
„Specialized!“ wurde von 2017 bis 2020 zunächst als Pilotprojekt erprobt. Wurden die Ziele erreicht?
Gitte Richter: Ziel war es, medizinisches Personal aus Mexiko für eine Beschäftigung im ländlichen Raum in Deutschland zu gewinnen. Zugleich sollte ein Best-Practice-Modell für die Zusammenarbeit aller beteiligten Institutionen bei der erfolgreichen Auswahl, Anerkennung und Vermittlung von Humanmedizinern aus Drittstaaten entwickelt werden. Außerdem sollte das Projekt zur Sicherung der Gesundheitsversorgung beitragen und eine ebenso faire wie effiziente Fachkräftemigration aus Drittstaaten ermöglichen. Die verfolgten Ziele wurden erreicht und „Specialized!“ als dauerhaftes Programm etabliert.
Welche Ziele haben Sie sich für die kommenden Jahre gesetzt?
Gitte Richter: In diesem Jahr werden wir „Specialized!“ in allen Bundesländern umsetzen. Das ist ein wichtiger Meilenstein für uns. Wir konzentrieren uns jetzt darauf, in ganz Deutschland weitere Kliniken für das Programm zu gewinnen.
Das Interview mit Gitte Richter und Friederike Meyer-Belitz fand im Mai 2024 statt.
„Specialized!“ wurde von der Bundesagentur für Arbeit (BA) 2017 initiiert. Umgesetzt wird das Programm durch die Zentrale Auslands- und Fachvermittlung (ZAV) der BA, unterstützt durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales, das Bundesministerium für Bildung und Forschung und das Auswärtige Amt. Weitere Netzwerkpartner sind das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, Auslandsvertretungen, das Förderprogramm IQ – Integration durch Qualifizierung, Anerkennungsstellen, Landesärztekammern, Kliniken und regionale Krankenhausgesellschaften. Insgesamt 226 Ärztinnen und Ärzte haben im Rahmen von „Specialized!“ eine Arbeit in Deutschland aufgenommen. Weitere 32 bereiten ihren Anerkennungsantrag und die Einreise vor.
Wichtige Informationen zur Zuständigkeit und Details zum Anerkennungsverfahren für den Referenzberuf Ärztin/Arzt bietet der Anerkennungs-Finder im Fachkräfte-Bereich von „Anerkennung in Deutschland“. Von dort lässt sich auch der Online-Antrag zur Anerkennung starten.
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