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Ein Angebot des Bundesinstituts für Berufsbildung

Wege in die Qualifizierung erleichtern

Wie lässt sich verhindern, dass Pflegefachkräfte das Anerkennungsverfahren abbrechen? Dieser Frage ging das BIBB-Anerkennungsmonitoring nach. Im Interview fassen die Forschenden die wichtigsten Erkenntnisse zusammen.

Wie kommt es dazu, dass Pflegekräfte ihr Anerkennungsverfahren unterbrechen oder sogar abbrechen?

Rebecca Atanassov: Viele Pflegekräfte, die ihre Qualifikation in Drittstaaten erworben haben, müssen auf dem Weg zur vollen Anerkennung eine Ausgleichsmaßnahme absolvieren. So kommt es leider vor, dass Pflegekräfte nach einem Bescheid mit der „Auflage“ einer Ausgleichsmaßnahme das Verfahren erstmal oder sogar langfristig „auf Eis legen“. Haben die Pflegekräfte die Qualifizierung bereits begonnen, ist die Gefahr einer längeren Unterbrechung oder eines Abbruchs dagegen geringer. Drei Hürden sind laut unserer Studie auf dem Weg in die Qualifizierung zentral: Zum einen sind Bescheide teilweise für Antragstellende nicht leicht verständlich formuliert. Dadurch verlieren sie ihre Funktion als Wegweiser für die weiteren Schritte. Zudem gibt es in einigen Regionen kein ausreichendes Angebot an geeigneten Ausgleichsmaßnahmen. Eine weitere Hürde besteht darin, dass bestimmte Kenntnisse der deutschen Sprache und auch der Fachsprache oft schon für die Teilnahme vorausgesetzt werden.

Warum ist es problematisch, wenn die Anerkennung nicht zu Ende geführt wird?

Carolin Böse: Verfahrensabbrüche sind natürlich problematisch, weil in der Pflege dringend Fachkräfte benötigt werden. Der Arbeitsmarkzugang ist ohne die volle Anerkennung nicht möglich, da es sich um einen reglementierten Beruf handelt. Auch ist es für die Pflegekräfte enttäuschend, wenn sie nicht ihrer Qualifikation entsprechend arbeiten können. Manche arbeiten dann als Pflegehelferinnen und Pflegehelfer. Allerdings verdienen sie dann entsprechend weniger und ihr Tätigkeitsprofil unterscheidet sich von dem einer Fachkraft. Dazu kommt, dass die Pflegekräfte bereits viel Zeit und Geld in die Anerkennung bis zum Bescheid mit „Auflage“ investiert haben. Und auch Beraterinnen und Berater sowie zuständige Stellen haben dann schon viel Zeit aufgewendet. Daher wollten wir entsprechenden Hinweisen aus der Anerkennungsstatistik in unserer Studie nachgehen. Über qualitative Interviews mit Mitarbeitenden von Beratungsstellen und zuständigen Stellen wurde offensichtlich, dass das Problem durchaus bekannt ist. Auch mit anerkannten Pflegefachkräften haben wir dazu über ihre Erfahrungen gesprochen.

Was schlagen Sie konkret vor, um Verfahrensabbrüche zu vermeiden?

Moritz Scholz: Man könnte zum Beispiel die Bescheide verbessern: Sie sollten verständlicher formuliert und die „Wegweiser-Funktion“ ausgebaut werden. Das Anerkennungsmonitoring ist aktuell dabei, Bescheide für Erzieherberufe bundesweit zu vereinheitlichen und gemeinsam mit den zuständigen Stellen der Länder einen „Musterbescheid“ zu erstellen. Solche könnten auf andere Berufe – wie etwa die Pflege – übertragen werden. Entscheidend ist auch, dass in der jeweiligen Region ausreichend geeignete Ausgleichsmaßnahmen angeboten werden. Dazu braucht es sicherlich noch eine stärkere Vernetzung der beteiligten Akteure. Daneben muss immer der Erwerb von Sprachkenntnissen mitgedacht werden. Damit Pflegekräfte die Anerkennung nicht abbrechen und in Helfertätigkeiten verbleiben, sind abgestimmte Angebote notwendig. Ein Integriertes Sprachtraining wie beim Anpassungslehrgang INGA Pflege ist ein gutes Beispiel. Darüber hinaus sollten auch Arbeitgeber ihre Pflegekräfte beim Erwerb deutscher Sprachkenntnisse unterstützen.

Das Interview mit Rebecca Atanassov, Carolin Böse und Moritz Scholz fand im Juni 2023 statt. Sie haben die Studie „Verlorene Pflegefachkräfte“ verfasst und sind wissenschaftliche Mitarbeiterinnen bzw. Mitarbeiter im Anerkennungsmonitoring des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB), das die Umsetzung des Anerkennungsgesetzes wissenschaftlich begleitet. Kontakt für Fragen: anerkennungsmonitoring@bibb.de

Die Studie „Verlorene Pflegefachkräfte. Wann die „Auflage“ einer Ausgleichsmaßnahme das Anerkennungsverfahren ausbremsen kann und wie Abbrüche vermieden werden können“ ist im Mai 2023 in der Reihe „BIBB Discussion Paper“ erschienen.

Cover BIBB Discussion Paper
BIBB, 2023

Verlorene Pflegefachkräfte

Nach der Feststellung eines Qualifizierungsbedarfs können sich für Pflegepersonen Hürden ergeben, die zu Abbrüchen des Anerkennungsvorhabens führen. Wie Abbrüche vermieden werden können, zeigt die neue Studie.

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Wichtige Informationen zur Zuständigkeit und Details zum Anerkennungsverfahren z.B. für den Referenzberuf „Pflegefachfrau/-mann“ bieten der Profi-Filter im Profi-Bereich und der Anerkennungs-Finder im Fachkräfte-Bereich des Informationsportals „Anerkennung in Deutschland“.