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Ein Angebot des Bundesinstituts für Berufsbildung

Jigar Hasso, Koch

 Die Gleich­stel­lung mit den Kol­le­gen gibt mir ein gu­tes Ge­fühl.

Jigar Hasso flüchtete 2013 aus Syrien. In Deutschland machte der gelernte Koch eine Qualifikationsanalyse und erhielt die Anerkennung seines Berufsabschlusses. Heute arbeitet er wieder als Koch.

Mein Tipp
Viel Ge­duld ha­ben und nicht auf­ge­ben!
Steckbrief
Name
Jigar Hasso
Alter
25
Referenzberuf
Koch
Herkunftsland Abschluss
Syrien
tätig als
Koch

Meine Geschichte

„Anerkennung bedeutet für mich, dass ich in Deutschland so arbeiten kann, wie ich in Syrien gearbeitet habe.“

Der Krieg in Syrien zwang Jigar Hasso 2013 zur Flucht aus seiner Heimat. Da sein älterer Bruder bereits in Deutschland lebte, kam der gelernte Koch ebenfalls hierher. In Dortmund beantragte er Asyl. „Ich habe von Anfang an versucht, mich aktiv zu integrieren“, berichtet der 25-jährige Syrer. Und: „Ich wollte die deutschen Bräuche und Sitten verstehen.“

9 Monate später bekam Jigar Hasso über die Agentur für Arbeit eine Wohnung in Duisburg. Dort meldete er sich sofort in einer Sprachschule an. Dies war nicht nur für seine Deutschkenntnisse ein wichtiger Schritt. Denn im Sprachkurs lernte er eine Mitschülerin aus Polen kennen. Diese erzählte ihm, dass ihr Freund als Koch in einem Restaurant arbeitet. „Also schrieb ich eine Bewerbung an dieses Restaurant und wurde tatsächlich eingestellt.“ Wenig später erfuhr Jigar Hasso, dass der Bruder und die Schwester seiner polnischen Bekannten auf der Nordseeinsel Juist im Romantik Hotel Achterdiek arbeiten. Sofort nutzte er seine neuen Kontakte, um dort ein Probearbeiten zu arrangieren. Mit Erfolg: Der Syrer überzeugte mit guten Deutschkenntnissen und guten Umgangsformen. Darüber hinaus bot er an, die Speisekarte des Hotels um syrische Gerichte zu erweitern. Seitdem lebt er mit seiner Partnerin auf der Nordseeinsel. Auf den ersten Blick eine klassische Erfolgsgeschichte. Doch leider bekam Jigar Hasso zunächst nur eine Stelle als sogenannter Beikoch. Für eine Anstellung als Koch fehlte ihm die Anerkennung seines Berufsabschlusses.

Das wusste Jigar Hasso eigentlich vorher. Denn bereits sein Bruder hatte ihm gesagt: Die berufliche Anerkennung erhöht die Chancen auf eine Anstellung als Koch. „Deshalb habe ich mein Abschlussdiplom, mein Abitur und meine Zeugnisse bereits in Syrien übersetzen lassen.“ Nun stellte Jigar Hasso bei der IHK FOSA einen Antrag auf Anerkennung. Allerdings fehlten die schriftlichen Nachweise über die Inhalte seiner Ausbildung in Syrien. Auch die Suche danach verlief ohne Ergebnis. Daran erinnert sich Stefan Danzer, der Chef von Jigar Hasso: „Die Informationsbeschaffung war die größte Herausforderung des Anerkennungsverfahrens.“ Es blieb dabei: Weil der Syrer aus seiner Heimat flüchten musste, konnte er die notwendigen Dokumente nicht vorlegen. Für diesen Fall bietet das Anerkennungsgesetz die Möglichkeit der Qualifikationsanalyse: Wer aus bestimmten Gründen wie z. B. Flucht keine Zeugnisse vorlegen kann, darf seine beruflichen Qualifikationen praktisch nachweisen.

Die Qualifikationsanalyse fand in der Großküche einer Berufsschule in Emden statt. Unter realen Arbeitsbedingungen musste Jigar Hasso ein 3-Gänge-Menü zubereiten. Neben dieser Arbeitsprobe musste er auch ein Fachgespräch bestehen. Das Ergebnis der Qualifikationsanalyse war die Basis für den Ausgang des Anerkennungsverfahrens: Der Syrer erhielt einen Anerkennungsbescheid über die volle Gleichwertigkeit seiner Ausbildung. Jigar Hasso zeigt sich noch immer erleichtert: „Ich bin froh, dass der ganze Papierkram jetzt hinter mir liegt.“ In seinem aktuellen Kollegenteam hat er eine tragende und verantwortungsvolle Rolle. Das sei ein gutes Gefühl. Ausruhen will er sich aber nicht. Sein nächstes Ziel ist die Ausbildereignungsprüfung, um schließlich Küchenmeister zu werden.

Das Gespräch mit Jigar Hasso wurde im Juni 2016 geführt. Bei der Anerkennung seines Abschlusses beriet und begleitete ihn die Industrie- und Handelskammer (IHK) für Ostfriesland und Papenburg in Emden.

Mein Verfahren in Kürze

  1. In Syrien macht Jigar Hasso eine Ausbildung zum Koch. 2013 zwingt ihn der Krieg in seiner Heimat zur Flucht.
  2. In Deutschland macht er einen Sprachkurs. Er bewirbt sich bei einem Restaurant und arbeitet zur Probe in einem Hotel.
  3. Weil ihn das Hotel nur als Beikoch einstellt, beantragt Jigar Hasso bei der IHK FOSA die Anerkennung als Koch.
  4. Weil dem Syrer die notwendigen Dokumente fehlen, weist er seine Fähigkeiten in einer Qualifikationsanalyse nach.
  5. Mit der Anerkennung als Koch kann Jigar Hasso seinen Beruf wieder wie gewohnt ausüben. Sein nächstes Ziel ist der Küchenmeister.